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... und täglich grüßt das Murmeltier in San Schwabino...


 

... "vor fast fünfzehn Jahren erzählte ich Ihnen und euch die Geschichte von dem Kleinstaat SAN SCHWABINO, links an Andorra vorbei, zwischen Frankreich und Spanien. Von seinen Bewohnern, die sich zwar eine kleine Käseglocke errichteten, Bräuche pflegten, die den Anrainern im wahrsten Sinne des Wortes manchmal spanisch vorkamen und oft schwer vermittelbar waren. Trotz einer gewissen Abschottung nach außen verfolgen sie alle Geschehnisse um sie herum genau, zwar Werte (oder besser: Traditionen?!) bewahrend, aber diese nie ungeprüft und um Ihrer selbst wegen.

 

Eine moderne Gesellschaft mit Tagesausflügen nach Anachronistia. Ich dachte vor einigen Jahren, es dauere mindestens noch ein, zwei oder mehr Jahrhunderte, die Fortsetzung zu erzählen, auch wenn ich weder damals noch heute weiß, wie die Geschichte ausgeht. Doch dereinst sagte ich: "Da müssen wir alle warten." Naja, da hatte ich auch noch 'ne "Zwei" vor der zweiten Jahreszahl. Nun stehen wir Zeithistoriker vor einer spannenden Beobachtung: Wie macht San Schwabino weiter?! Ein VASS ohne Boden?! Nein, ein Haushalt ohne Schulden. Wird das Land, das nicht mehr fruchtbar genug ist, um sich alleine vom Tourismus zu ernähren, dieser das Land eben nicht mehr alleine ernähren kann, einfach verlassen, sucht man die Monacolösung, indem man zwar de facto zu Frankreich gehört, aber de jure unabhängig ist und bleibt?!  Oder sollte man das Land zur Brache werden lassen, gen Westen ziehen und hoffen, dass sich nicht die gesamte Bevölkerung über den Erdball verstreut? Wäre es denn sinnvoll + hilfreich, man schlösse sich mit Andorra zusammen? Kann aus zwei Kleinstaaten eine Mittelmacht werden?? Oder wird man die Staatsausgaben und den Haushalt so absenken, dass auch wenige Einwohner das Gemeinwesen tragen können und man eben doch von der Monokultur "Tourismus" zehrt?!?! Sollte man à la Brasilia Astana einfach eine Stadt aus dem Urwald der Steppe stampfen?! Groß ins Domaingeschäft auf Tuvalu einsteigen?

 

Alles scheint möglich, denn: San Schwabino ist und bleibt wie die russische Puppe. In ihr steckt eine Nation und in ihr ist noch eine und noch eine und man könnte an dieser Stelle bis ins Unendliche auffasern. Es gibt die dort beheimateten rustikalen Temperamentvollen, die schwarzen Traditionalisten, begabte Träumer, schwermütig Trinkende, die alten Fischer und leidenschaftliche Tänzer, die alle nach ihrem Geschmack zu selten zum Zuge kommen. So heterogen sie scheinbar wirken, sie alle sind eng miteinander verwoben, nicht auseinander dividierbar, zwar mit abweichenden Interessen und Berufen, doch EINIG in der IDEE ihres Kleinstaates, des pays réels, seines Fortbestehens. Halt: Vor der großen Weichenstellung hat das kulturgesellschaftliche Brüssel die große Beratung gesetzt. Und auch mit Bevölkerungstransfers hat man - historisch betrachtet und betont vorsichtig ausgedrückt - "ungute Erfahrungen" gemacht. Denn eines hilft auch nicht mehr: Zwar ist diese classe swaboise eingebunden in die Zweckgemeinschaft von geographisch nahen Kleinstaaten, deren gegenseitiges Verhältnis so wechselhaft sein kann wie die große Politik. Doch helfen Zuwanderer und Backpackertouristen nicht mehr weiter, das Gemeinwesen in seiner bisherigen Form aufrecht zu erhalten. Diese Arbeitsgemeinschaft der Klein- und Mittelmächte kann die klammheimliche Bewunderung für den unaufhörlichen san-schwabinianischen Überlebenswillen nicht verhehlen. Auf Rosen gebettet beobachten sie, wie San Schwabino trotz schwieriger Zeiten blüht, manchmal wächst, immer gedeiht. Es liegt auf der Hand, dass man das sucht, was man nicht hat. Sie bewundern das Fehlen der innerstaatlichen Fraktionen, auch wenn ihre Beobachtungsgabe da manchmal getrübt scheint, es kommt immer darauf an, wie der Konsensus verkauft wird. Darin sind sie wirkliche Talente, unsere Schwabinos!

 

In Zeiten der Bevölkerungsfluktuation sind es doch nicht immer die Einwanderer, die weiterführen. Diese nahezu kinderlose Gesellschaft birgt auch manchmal das Wunder der Geburt in sich, ein Pflänzlein, für das es mehrerer grüner Daumen - und vor allem schwarzer -bedarf. Die Neusiedler werden genau beobachtet. Doch sind da auch die potentiellen Immigranten, die nach Kurzurlaub mit Bleibeabsicht dann doch das Weite und die Staaten suchen, in denen es sich oberflächlich besser, vor allem bequemer und mit weniger Engagement leben lässt. Zweifelsohne ist es angenehm, Länder mit endlosen Stränden, glasklarem Meer, einem gigantischen Verteidigungs- und Kulturhaushalt mit nach Hunderten zählenden, betuchten Mäzenen sein Land nennen zu können. Doch häufig genug ist langweiliges l’art-pour-l’art die Folge. Mit vielen Touristen und rauschenden Festen in riesigen Palästen. Doch ist es angenehm zu wissen, dass wenige Einwanderer, dafür das Gebirge, das soviel Reichtum bereithält, aber umso mehr zu schätzen wissen.

 

Würde das san-schwabianische Beamtengesetz buchstabengetreu ausgelegt - innerhalb eines Jahres müsste der pulsierende Staat aufgegeben werden. Und mit ihm ein Drittel aller Stadt- und Kleinstaaten seiner Art. Das kann nicht im Sinne der Gründer sein, und deswegen haben die Angestellten und Beamten bezüglich ihrer Dienstdauer eine regelrechte Metzgermentalität entwickelt: JA, ES DARF EIN BISSCHEN MEHR SEIN! Sie sind dem Gemeinwesen eh engverbunden und dort lautet das Urteil immer:

 

Lebenslänglich.

 

Doch kurioserweise wird dies nie als Strafe, sondern immer als Belohnung empfunden. Ihr Gott ist Don Quichotte - sie kennen keine REUE! Man kann stolpern, man kann hinfallen, aber dann steht man auf, klopft den Staub ab, richtet sein Suspensorium und macht einfach: Weiter!

 

Nicht nur Münchhausen hat sich am eigenen Kragen aus dem Sumpf gezogen. Aber diese Leistung ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Und alles andere als ständig wiederholbar.  Als Nichtromanist würde ich "San Schwabino" deshalb mit PURER ENERGIELEISTUNG übersetzen. Oder um den Alten Herren Platon zu bemühen: "Jeder trage die Fackel ein Stück und gebe sie dann einem anderen." Wenn ich einmal - mit mehr Pathos - alt und gebrechlich einer Kneipe meiner lieben Suevia beiwohne, werde ich euch wieder von der Entwicklung des Gebirgsstaates erzählen. Und wieder ein paar windschiefe Sprachbilder benutzen. Denn: Spekulationen sind das trojanische Pferd, vergiftet durch Erwartungshaltung. Für die nächsten dreißig, vierzig Jahre bleibt ihr von der Fortsetzung verschont. Dies sollte uns aber nicht davon abhalten, ein zweites drittes Mal auf ein ewiges vivat, crescat, floreat ihrer Einwohner, Gründer, Bewahrer, ein Hoch in Form eines donnernden Schoppensalamanders zu trinken. Beim dritten vierten Mal kann die Form wieder eine ganz offene sein. Wir sehen, dieser besondere Schlag Mensch (konservativ wie progressiv), hängt nicht dem nach, was gestern war, sondern lebt im Einklang mit dem, was immer gültig sein sollte."

 

 

... und auch immer gültig sein wird! Hofft Euer Schomberg.