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Alt-Marburg wie war/bin ich Dir gut!



... und wann reißen die geschichtlosen Verbrecher "Entscheider" die Universitätsbibliothek - nicht schön, aber selten - von 1964/1967 ab? So wie sie es am 17.09.2009 schon mit der Marburger Brauerei taten? (Bild: Heiko Schomberg vom 24.06.2009.)


Zwischen den Jahren hatte ich mir ein paar Tage Urlaub gegönnt, als guter Angestellter nahm ich mir natürlich an meinen freien Tage 'n fetten grippalen Infekt und die korrespondierende Melange aus Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Doch das war nicht der Grund, warum ich in der Kölner Innenstadt wirklich darüber nachdachte, mich auf eine Bank zu setzen und zu hoffen, dass mir ein altes Mütterchen ein Glas Wasser anbietet ("Geht es ihnen nicht gut? Wollen sie ein Glas Wasser?"). Nein, ich hatte sehr intensiv "Oberhessische Presse" online gelesen und Anfang Januar drang folgender, erst einfacher, dann doppelter Kulturbruch an mein Ohr und wie ein Messer in mein Herz (bildhafte Sprache, mein Gesäß!): "Traditionsbuchhandlung verkauft - Buchhandlung Elwert von Lehmanns übernommen."

 

Elwert = eine Institution im Umbruch. Für mich war, ist und bleibt es ein Stück Marburg. Zwar steht noch Elwert darauf, aber es ist nicht mehr Elwert drin: "Elwert war über Jahrzehnte hinweg die erste Adresse für Literatur in Marburg. 'Alle kommen irgendwann in das Alter, in dem man etwas abgeben muss.' (...) Elwert hat keine familiären Nachfolger, sodass er seinen Laden verkaufte." Hätte man diese Geschäftsübernahme nicht von den Planern des Hauptstadtflughafens durchführen lassen können?

 

Und ich dachte: "Vielleicht wird alles gut, vielleicht ändert sich ja auch nichts. Es bliebe zu hoffen…" Doch diese Hoffnung währte nur eine Handvoll Tage! Nicht nur, das Elwert nicht mehr Elwert ist – jetzt auch noch das hier:

 

"Der 'Kick' fährt [fuhr] immer mit: Nach 42 Jahren geht er in den wohl verdienten Ruhestand: Der legendäre Aufzug der Buchhandlung Elwert erhält vom TÜV in dieser Form keine Fahrerlaubnis mehr. Zwei Millionen Menschen soll er im Laufe seines Lebens transportiert haben."

 

Der Taschenbuchladen am Pilgrimstein ist ebenfalls Geschichte. "In die Räumlichkeiten hält eine Boutique Einzug. Und das bedeutet auch das Aus für den berühmten 'Elwert-Aufzug'. Die beiden Aufzüge, der die beiden Ladengeschäfte miteinander verbunden hat (einmal umsteigen und Wände, die an zwei Seiten vorbeisausen inklusive) hat[te] Kultstatus - ist aber inzwischen auch in die Jahre gekommen und hätte technisch überholt werden müssen."

 

 

Vorbei. Vorbei. Vorbei.

 

Dem ZAG teilte ich die Hiobsbotschaft mit und er antwortete umgehend: "Ich hab gerade ein wenig geweint. Das ist das Ende. Nun kommt nichts mehr. Alt-Marburg, wie war ich dir gut." Der "unheimliche Elwert-Fahrstuhl", "der Fahrstuhl des Grauens“ ist nun traurige Geschichte! Das spielt für mich in einer Liga mit dem sozialdemokratischen Plan in den Siebzigern, die Oberstadt abzureißen und die Stadtautobahn durch zu führen. Das ist fast so schlimm wie der Abriss des alten Corpshauses.

 

Alle Ideen, etwas "Besonderes" zur 300. Ausgabe von "Schombergs Welt" (eine Leserkritik, ein Best-of o.Ä.) zu veröffentlichen, erstarben in diesem Moment. Aber was soll ich mich über eine Welt wundern, in der Lady Gaga ein Rilke-Zitat als Tätowierung auf dem Arm trägt.... Und während ich so an dieser Ausgabe texte, erreichte mich ein Anruf meiner Privatbank aus Marburg: Kurz paraphrasierte der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung, man habe meine EC-Karte gesperrt, weil die „Evidenzzentrale“ festgestellt hat, dass in einem Geschäft, in der die Karte eingesetzt wurde, vermehrt Betrugsfälle auftraten. Als Student kannte ich andere Gründe dafür... Er führte aus:

 

„Es ist eine reine Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahme.“

„Dann kann ich wohl derzeit kein Geld am Bankomaten abheben und bekomme auch eine neue Geheimnummer, oder?“

„Ja.“

„O.K. Ist blöd, aber lieber so, als dass ein großer Schaden entsteht.“

„Die neue Karte kommt am Montag. Oh, ich sehe Sie wohnen in KölnBrauchen Sie Geld, sollen wir irgendetwas in Marburg organisieren?

„Danke. Sehr nett, doch nicht nötig: Ich frage einfach meine Frau, ob sie mir etwas Taschengeld gibt.

„Das ist die einfachste Lösung…“

 

 

... es ist ja doch nicht alles falsch an Marburg, findet Euer Schomberg.