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Die Einheitswoche...



"Entschuldigung, haben Sie vielleicht mal Feuer für mich, Dr. Adorno?" Und dann raucht man zum Feierabend eine Attika und genießt einen Dujardin. Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.


Eine alte Erkenntnis, dennoch nur zu wahr: "Das Ziel ist, die ganze Welt mit Bäumen zuzupflanzen..." (Joseph Beuys)

 

So, die Woche der Einheit ist fast vorbei. Deutschland ist, nicht nur wegen der Ereignisse in Hannover, Meta-Privatfernsehen geworden. Wetten-daß? plus Dominoday am Brandenburger Tor, moderiert von Haribo-Gottschalk. Gott, war das unwürdig und dem Anlass unangemessen! Und ich schämte mich fremd, in mir ein Gefühl wie in den Endachtzigern, wenn Boris Becker ein Interview gab. Wir feiern 20 Jahre Maueröffnung, Mauerfall, 30 Staatsgäste aus aller Welt sind in Berlin und wir liefern eine solche #$)$%&§# ab. Es gibt die alten Gewissheiten nicht mehr. Und ich bin einfach alt geworden. Zweimal in einer Woche wurde ich investigativ, ja geradezu interessiert, von Mittzwanzigern gefragt, ob ich Bionade-Fan (sic!) sei. Die Antwort ist: "NEIN, ICH BIN NUR ALT! Ich trage einen "The Jam"/"Buy British"-Button am Barbour-Revers & die Menschen fragen mich ernsthaft, ob ich Bionade-Fan sei. Ernsthaft und kurz nacheinander. Ein solches Doppel-Erlebnis zeigt: Die Zeiten ändern sich.

 

Nicht nur Beuys und Kippenberger sind schmerzhaft verschwundene und -blassende Alte Bundesrepublik. Wie die Glücksgefühle vom 09.11.1989. Auch wenn die Einheit noch nicht vollendet sein mag, auch wenn man vortrefflich streiten kann über das WIE in Wiedervereinigung: Ein geteiltes Volk kam zusammen und begegnete sich. Ich war abends tuppen in der Dietrich-Stube in MG-Windberg, dann kam die Meldung, der Wirt, ein eritreischstämmiger Deutscher, hatte Tränen in den Augen, ich auch. Wir tranken dann Schlösser Alt auf die Maueröffnung, sangen die Nationalhymne und gönnten uns einen "Kabänes" zum Bier. Aufs Haus. Sonst gab Tsehaie Haile nie etwas aus. Und heute moderiert Gottschalk am Brandenburger Tor. Gedanken an Eisenach Ende November 1989. Wir hatten keine Kohle für Benzin bis Berlin. Aber wir wollten rüber. Und Dreiburgenland, Eisenach und Wartburg war 1989 noch eine andere Welt. Anlässlich des 20. Jahrestages werde ich mich mal wieder in Popliteratur suhlen. Und überhaupt: Für den nächsten Menschen, der mich fragt, ob ich "Bionade-Fan" sei, gibt es Meinungsstärke mit 200 Phon!

 

Selbst wenn ich es nicht schauen würde, so wäre mir kristallklar, dass zurzeit die vierte Stromberg-Staffel ausgestrahlt wird. Mit der Figur Bernd Stromberg würde ich liebend gerne mal ein Stressinterview führen. Denn dank der aktuellen Ausstrahlung im Fernsehen werde ich wieder häufiger als sonst am Telefon meinen Namen unorthodox buchstabieren müssen: "Schule-Otto-Marienerscheinung-Bertha-Emil-Reaktorsicherheit-Gustav."

 

Die Neue Bundesrepublik offenbart sich oft genug im Kleinen, in den Miniaturen, nicht in den Gewalttaten im ÖPNV, in der fehlenden Maßlosigkeit und in Dummheit, nein, manchmal morgens am Bahnsteig. Ich habe ja schon viel gesehen, Puder- & Lidschattenorgien in der U-Bahn und an Ampeln, aber der Nagelknipsereinsatz am Gleis ist für mich ein Novum. Wobei ich wohl in Köln doch noch sehr behütet bin, Knöll VI durfte diesem Spectakulum schon in der Frankfurter U-Bahn beiwohnen.

 

... und während ich diese Ausgabe so zusammenstöpsel, überträgt man eine Pressekonferenz, die mich ambivalent und fassungslos macht: Eine Witwe live im Fernsehen. Deutschland dreht durch. Wir sind tatsächlich Privatfernsehen. Auch der Öffentlich-rechtliche Rundfunk. Bedrückend. Wenigstens konnte ich noch einmal in dieser Woche als gnadenloser Humorverbrecher auftrumpfen. Wir gehen im Kollegenkreis zum Chinesen in Unterrath (Bandname?), ein freundlicher Mitarbeiter begrüßt uns, und es entsponn sich folgender Dialog:

 

"Wo können wir Platz nehmen?"

"Überall, außer am runden Tisch"

"Na klar, wir sind ja nicht vom 'Neuen Forum'"

 

Enden möchte ich diesmal betont unkomisch, mit dem Wunsch: Robert Enkes Fall führt dazu, dass die Akzeptanz für Depressive - nach Hannawald und Deisler - endlich erhöht wird und die allgemeine Erkenntnis befördert, dass es eine Krankheit ist.

 

Bis bald im bekannten Lichtspielhaus (Köln, am 28.11.2009!) oder am Monitor, Euer Schomberg